Jüdischer Pfad Forchheim

Die Synagoge – Mittelpunkt der Kultusgemeinde

Station 11 • Wiesentstraße 15

Die Forchheimer Synagoge wurde 1807/1808 an Stelle einer älteren, baufällig gewordenen Synagoge erbaut. Dafür fanden auch Sandsteinquader aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung Verwendung. 1876 erhielt das Gebäude ein weiteres Stockwerk, um eine Wohnung für den Lehrer und Vorsänger Michael Löb Kleemann und seine Familie zu schaffen. Im Betsaal im Erdgeschoss stand der nach Südosten ausgerichtete Thoraschrein. Darin befanden sich sechs wertvolle Thorarollen. Zum Inventar der Synagoge gehörten Leuchter aus Messing und religiöse Gegenstände aus Silber, z.B. Thoraschilde.

1836 war eine neue Mikwe auf dem Grundstück hinter der Synagoge errichtet worden. Diese Mikwe ist heute in einem Wohnhaus aufgegangen. Rituelle Waschungen in fließendem Wasser waren bei frommen Juden zwingend vorgeschrieben. Vor allem Frauen suchten die Mikwe auf, z.B. nach der Menstruation oder nach einer Entbindung. Dabei mussten sie sich vollständig entkleiden und den ganzen Körper mitsamt den Haaren untertauchen.

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 plünderten die Nazis die Synagoge und verwüsteten das Innere. Die Thorarollen warf der grölende Mob in die Wiesent. Die Mühlenbesitzerin Margarete Wittmann ließ die Pergamentrollen aus dem Wasser holen und versteckte sie in der Mühle. Nach dem Krieg übergab sie die Thorarollen an die JRSO (Jewish Restitution Successor Organization). Wo genau die Schriftrollen verblieben sind, kann nicht mehr ermittelt werden.

Animation der Forchheimer Synagoge und Mikwe
Die Forchheimer Synagoge (3. Gebäude am rechten Bildrand)
Die Forchheimer Synagoge (3. Gebäude am rechten Bildrand)
Unbekannter Künstler - Die Forchheimer Synagoge, Gemälde
Unbekannter Künstler - Die Forchheimer Synagoge, Gemälde
Freilegung der Mikwe bei Bauarbeiten 1989
Freilegung der Mikwe bei Bauarbeiten 1989
Wiesentstraße 15 im Jahr 2023
Wiesentstraße 15 im Jahr 2023