Jüdischer Pfad Forchheim

Samuel Kleemann und die Farbenfabrik Kreul

Station 19 • Marktplatz 1

Samuel Kleemann, Sohn des jüdischen Lehrers Michael Löb Kleemann, wurde 1862 in Forchheim geboren. Der ältere Bruder von Wilhelm Kleemann arbeitete viele Jahre in England als Chemiker, bis er 1900 die seit 1838 bestehende Forchheimer Farbenfabrik Kreul erwarb. Sie befand sich damals am Marktplatz. 1915 starb seine erste Frau, 1916 fiel sein einziger Sohn Willy im 1. Weltkrieg. 1920 verkaufte Samuel Kleemann die Fabrik, ab 1921 lebte er in München, unterrichtete an der Universität und betrieb mit seiner zweiten Frau Erna eine Getreidehandlung. Nach der Arisierung des Unternehmens zog das Ehepaar Kleemann nach Köln in Ernas Elternhaus. Von dort wurden sie gezwungen, in ein „jüdisches Altenheim“ umzuziehen. Im Mai 1942 starb Samuel Kleemann in Köln kurz vor seiner Deportation. Seine Frau Erna wurde im Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt verbracht, wo sie sich im Juli 1942 das Leben nahm. Samuel Kleemanns Schwester, Elise Grünbaum (*1860), fiel ebenfalls dem Holocaust zum Opfer. Ihre Familien- und Lebensgeschichte hat die Frankfurter Autorin Inge Geiler in ihrem Buch „Wie ein Schatten sind unsere Tage“ eindrucksvoll dargestellt.

Marktplatz 1 im Jahr 2023
Marktplatz 1 im Jahr 2023
Samuel und Marie Kleemann mit Sohn Willy
Samuel und Marie Kleemann mit Sohn Willy