Rosa Tiesler – schikaniert, verschleppt, ermordet
Station 21 • Ev. Kirche St. Johannis, Zweibrückenstraße 40
Rosa Tiesler, geb. Becker, stammte aus Westpreußen. Im Alter von 26 Jahren ließ sie sich 1903 in der evangelisch-lutherischen St. Johanniskirche in Forchheim taufen. Gemeinsam mit ihrem Mann Paul Tiesler führte sie ein Lebensmittelgeschäft zunächst am Paradeplatz, dann in der Hauptstraße. Sie war daher vielen Forchheimerinnen und Forchheimern persönlich bekannt. 1924 verstarb ihr Ehemann.
In der NS-Zeit musste Rosa Tiesler Schikanen und Demütigungen erdulden. So wurde sie z.B. auf der Polizeiwache verhört, weil sie angeblich ohne den vorgeschriebenen Judenstern auf die Straße gegangen war. Im Frühjahr 1942 wurde Rosa Tiesler deportiert. Die Witwe ahnte, was ihr bevorstand, und bat den evangelischen Pfarrer, das Abendmahl empfangen zu dürfen: „Bitterlich weinend verabschiedete sie sich, klar berührt, dass sie nicht am Leben bleiben werde.“ Am 24. April 1942 wurde sie nach Bamberg „verschubt“ und von dort aus am darauffolgenden Tag nach Ostpolen deportiert. Die evangelische Kirchengemeinde St. Johannis hat 1998 im Vorraum der Kirche eine Gedenktafel für Rosa Tiesler anbringen lassen. Auch ein Stolperstein vor ihrem letzten Wohnort (Hornschuchallee 4) erinnert an sie.