Jüdischer Pfad Forchheim

„Beim Gröschel gibt’s die schönsten Stoffe“ – das Textilhaus Gröschel

Station 26 • Hauptstraße 64

Farbenfrohe Stoffe aus kostbarer Seide, bunt schillernde Tücher in Ikatweberei, Kopftücher mit prachtvollen Stickereien – das waren die Zutaten für eine festliche Tracht des Forchheimer Umlandes. Die Bäuerinnen aus den Dörfern der Gegend kauften die kostbaren Stoffe „beim Gröschel“ und ließen sich daraus ihre Tracht schneidern. Das Textilgeschäft wurde von dem aus Wiesenthau stammenden Bernhard Gröschel (*1814) gegründet und von dessen Sohn Philipp (*1847) weitergeführt. Der Laden befand sich im Haus Hauptstraße 64. Die Familientradition setzte Bernhard Gröschel jun. (*1878) fort. Dessen Tochter Irma erzählte, dass ihr Vater, der tagtäglich mit bunten Stoffen zu tun hatte, farbenblind war. Mit umso größerer Freundlichkeit und kleinen Merkzetteln gelang es ihm jedoch, diesen Makel zu überspielen. Gemeinsam mit seinem Schwager Leo Abraham eröffnete Bernhard Gröschel zusätzlich ein Konfektionsgeschäft auf der anderen Straßenseite (Hauptstraße 65). Nach den Ausschreitungen der Reichspogromnacht wurden die Geschäfte 1938 „arisiert“. Bernhard Gröschel gelang es, mit seiner Familie in die USA zu flüchten. Seine Schwester Jenny (*1877) und ihr Mann Leo Abraham wurden Opfer des Holocaust.

Das Konfektionsgeschäft von Philipp Gröschel in der Hauptstraße 64
Das Konfektionsgeschäft von Philipp Gröschel in der Hauptstraße 64
Hauptstraße 64 im Jahr 2023
Hauptstraße 64 im Jahr 2023
Rose und Bernhard Gröschel
Rose und Bernhard Gröschel
Hauptstraße 65 im Jahr 2023
Hauptstraße 65 im Jahr 2023