Jüdischer Pfad Forchheim

Die Lebensgrundlage entzogen – Boykottaufrufe und „Arisierungen“ von jüdischen Geschäften und Betrieben

Station 27 • Hauptstraße 64

Schon vor 1933 erschienen in dem nationalsozialistischen Kampfblatt „Der Streiter“ immer wieder Aufrufe zum Boykott jüdischer Geschäfte: „Forchheimer, kauft nicht beim Juden!“ Auch vor diffamierenden Angriffen auf jüdische Geschäftsleute, wie z.B. den Kaufmann Paul Wertheim, schreckten die Nationalsozialisten nicht zurück. Am 31. März 1933 erfolgte in den beiden Forchheimer Tageszeitungen der Aufruf zum Boykott von 18 jüdischen Geschäften. Am 1. April bezogen SA-Leute Posten vor den Läden und hielten die Kunden vom Betreten ab. Weitere diskriminierende Maßnahmen folgten, um eine Ausschaltung der Juden aus dem öffentlichen Leben zu bewirken.

Die Juden spielten bis dahin eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Leben der Stadt. Sie versorgten mit ihren unterschiedlichen Geschäften die Bevölkerung mit vielen Gütern und boten ein breites, oft preisgünstiges Sortiment. Die seit Mitte des 19. Jh. entstehenden Industriebetriebe der Stadt gaben vielen Menschen Lohn und Brot. Gerade die jüdischen Unternehmer waren am wirtschaftlichen Aufschwung Forchheims maßgeblich beteiligt. Nach der Reichspogromnacht mussten jüdische Geschäfte zwangsweise schließen und bekamen neue, „arische“ Eigentümer. 1935 war bereits die Folienfabrik „arisiert“ worden, 1942 folgte die Firma Schweizer Optik.

Hauptstraße 64 im Jahr 2023
Hauptstraße 64 im Jahr 2023
Hauptstraße 65 im Jahr 2023
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